Bertelsmann vs. Grundfinanzierung

admin 

Der Bertelsmann-Konzern darf bei einer einstündigen Diskussion zum Thema private Hochschulen im öffentlich-rechtlichen Deutschlandfunk sowohl die Kritiker als auch die Befürworter („Fun“-Fact: nur Männer) von Privat-Unis stellen.  (siehe: Nachdenkseiten)

Verschleiert wird bei der Diskussion um Jacobs-Uni und co aber:
Bertelsmann konzentriert sich bei seiner Lobbypoltiik schon längst nicht mehr auf den Aufbau von Privathochschulen, sondern auf die komplette Durchökonomisierung der öffentlichen Hochschulen.

Mittlerweile bieten nicht nur von Bertelsmann kontrollierte Medien den neoliberalen Träumer*innen ein einseitiges Forum, sondern auch die öffentlich-rechtlichen Sender. Und auch in Bremen darf Bertelsmann fröhlich Einfluss nehmen: das Ranking der Bertelsmann-Tochterstiftung CHE darf ungestört Studierende der Uni Bremen befragen und Entscheidungen von Rektorat und Bremischem Senat werden unhinterfragt mit dem Ranking begründet.

Wir fordern schon seit langem: Der Einfluss der Bertelsmann-Stiftung und anderen neoliberalen Lobbyvereinen muss gebrochen werden! Ein logischer erster Schritt wäre, dass die Uni sich dem CHE-Ranking verweigert. Doch wenn man weiterdenkt, ist es damit lange nicht getan.

Gerade an der Uni Bremen, die als Reformuni gestartet ist, um Hochschule anders, menschlicher zu gestalten, muss sich die Frage gestellt werden: Darf Hochschulbildung nur dafür da sein, Menschen möglichst effektiv für die Wirtschaft auszubilden? Oder hat Hochschule vielleicht doch andere Ziele, die nicht der Profitmaximierung der deutschen Wirtschaft dienen?

Wir von AfA denken, dass es an der Uni Bremen und an allen anderen Hochschulen möglich sein muss, sich unabhängig von den Interessen der Wirtschaft zu bilden und zu forschen. Das Studienangebot darf sich nicht danach richten, was gerade von der Wirtschaft gefordert wird, sondern daran, was Menschen interessiert. Darum sind wir auch für ein möglichst breites Studienangebot, das nicht aus Mitteln der Wirtschaft finanziert wird. Zudem ist eine Universität, die wie ein Unternehmen geführt wird, wie vom CHE im Konzept „unternehmerische Hochschule“ gefordert, für  uns inakzeptabel.
Es fällt auf: hier hängen viele Themen zusammen. Der wichtigste Zusammenhang ergibt sich aber aus der Strategie der neoliberalen Bewegung generell und Lobbygruppen wie dem CHE im Speziellen: sie wollen öffentliche Einrichtungen den Funktionsweisen des Marktes anpassen und sie der Logik der Wirtschaftlichkeit unterwerfen. Dabei ist der größte Gegner für sie eine ausreichende Grundfinanzierung. In Hochschulen, die ausreichend vom Staat ausfinanziert werden, kriegt  die neoliberale Lobby keinen Fuß in die Tür, da das Geld der Wirtschaft nicht gebraucht wird. Nur Hochschulen, die nicht genügend Geld vom Staat bekommen, sind auf die Wirtschaft angewiesen (wobei dieses „nur“ trügt, da dies mittlerweile fast alle öffentlichen Hochschulen betrifft).

Lobbyist*innen von CHE und co kann also am effektivsten das Handwerk gelegt werden, indem die Grundfinanzierung  massiv erhöht wird. Womit wir erneut beim Dauerbrennerthema schlechthin der Bremer Hochschulpolitik: Mehr Geld! Wie schon in den vergangenen Jahre werden wir uns weiter dafür einsetzen, dass die Uni besser ausfinanziert wird und dass nicht noch weiter gekürzt wird.

Wir könnten jetzt auch noch davon anfangen, wie Bertelsmann und andere einen Anteil daran hatten, dass die Staatskassen leer sind und dadurch auch die Grundfinanzierung der Hochschulen miserabel ist…

Aber das ist eine andere Geschichte.

Leave A Comment